
Den Liègoiser (Lütticher) Maler und Architekten Lambert Lombard (1505 -1566) schickte sein Landesherr Fürstbischof Erard de La Marck 1537 nach Rom, wo der Künstler Bild- und Bauwerke aus Altertum und Gegenwart studieren sollte. Nach seiner Rückkehr gründete Lombard in Liège die erste Kunstakademie nördlich der Alpen. Ihm galt mit der von seinem Schüler Dominicus Lampsonius verfassten Lebensbeschreibung die früheste eigenständige Künstlerbiographie außerhalb Italiens. Im deutschsprachigen Raum beschränkt sich Lombards Bekanntheit nahezu ausschließlich auf Fachleute.
Die ehemalige Stiftskirche St. Denis in der Liégoiser Altstadt bewahrt die Tafeln ihres einstigen Hochaltars in eigens angefertigten und effektvoll beleuchteten Vitrinen. Lombards „Geburt Jesu“ zeigt vertraute Kenntnis der römischen Hochrenaissance. In den kraftvollen Figuren Marias und Josefs spiegelt sich Michelangelos Begriff vom Menschen. Ochs und Esel im Hintergrund sind präzise verkürzt. Die Ruinenarchitektur beruht auf perfekter perspektivischer Konstruktion. Keine Frage, Lombard stellt sein Wissen aus. Dem Gemälde eignet daher ein Anflug von Akademismus.




