Osterbrücke in Drosendorf (Franken)

Sechste Anmerkung zu Goethe

Frommes Wallen und Halleluja liegen hinter den Oster­spazierenden. Das Auferstehungsamt ist gesungen. Was darauf folgt, gibt sich ganz und gar weltlich. Tanz, Flirt, Klatsch und Zechgelage, Kegelschieben und Bootspartie. Der Osterspaziergang, eine einzige Volksbelustigung.

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Berliner Krolloper. Zentrum der Opernavantgarde. Bühnenbildentwurf des Bauhauskünstlers László Moholy-Nagy zu Hoffmanns Erzählungen, 1929

Demokratie statt Massenmanipulation

Der Einzug von Elementen der Massenkultur und Unterhaltungsindustrie in die Oper hatte sich in der ersten Zusammenarbeit Hindemiths und Schiffers angekündigt. Ihre 1927 in Baden-Baden uraufgeführte Kurzoper „Hin und zurück“ bewegte sich auf eine musiktheatralische Gestalt zu, in der die überkommene Operndramaturgie und deren Ausdrucksformen in Arien und Ensembles ironisiert, parodiert und persifliert wurden.

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Otto Klemperer (1885-1973). Dirigent der Uraufführung

Falsche Gefühle und echte Badefreuden

Der Humor des mit „Duett-Kitsch“ überschriebenen Zwiegesangs im Museum (I,4) wächst aus der Uneigentlichkeit der Situation. Während die Regieanweisung von Laura fordert, einige „Mühe“ aufzuwenden, um sich „in eine falsche Ekstase“ zu steigern, soll dem „schönen“ Herrn Hermann anzumerken sein, „daß er lediglich eine Kundin gut bedient.“

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Paul Hindemith (1895-1963)

Gebrauchsmusik im Opernhaus

Kaum mehr als vierzig Musiker bevölkern den Graben. Die hohen Streicher dünnt Hindemith bis auf lediglich sechs Violinen aus. Das Blech ist doppelt besetzt. Üppiger das Holz, für das die Partitur auch ein Alt-Saxophon vorsieht. Bei den Zupfinstrumenten gesellen sich zur Harfe Mandoline und Banjo.

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Traugott Müller (1895-1944), Bühnenbildentwurf zur Uraufführung von „Neues vom Tage“

Kabarett und Revue

Scheinheiligkeit und Doppelmoral des antiquierten Eherechts im Mix mit der Sensationslust von Publikum und Medien ließen Librettist Marcellus Schiffer zur Höchstform auflaufen. Der prominente Kabarett-Texter trieb die Opernhandlung durch Sketche wie aus seinem angestammten Metier voran.

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Traugott Müller Paul Hindemith Neues vom Tage - 1929

Hilft bei Moralinvergiftung

Wie sehr musste ein Bühnenwerk ins Schwarze treffen, wenn der Erzhetzer Goebbels in seiner Sportpalast-Rede vom siebten Dezember 1934 darüber geiferte: “Das ist es ja, dass Gelegenheit nicht nur Diebe, sondern auch atonale Musiker macht, die, um der Sensation zu dienen und dem Zeitgeist nahezubleiben, nackte Frauen auf der Bühne in obzönsten und kitschig-gemeinsten Szenen im Bade auftreten lassen und sie … mit den misstönendsten Dissonanzen einer musikalischen Nichtskönnerei umgeben.”

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Belriguardo in Weimar. Schloss Belvedere

Fünfte und (vorläufig) letzte Anmerkung zu Goethe

Selten lässt sich ein Stück so bündig zusammenfassen wie Goethes >Tasso<: Erfolgreicher Dichter aus niederem Adel verliebt sich in Prinzessin und wird in seine ständischen Schranken verwiesen. – Goethe schreibt als Angehöriger des Hofes für ein höfisches Publikum, als Höfling. Für Heutige besitzt das Sujet allenfalls geschichtliche Bedeutung.

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Buchenwald_Goethe_Eiche_2007_closeup

Vierte Anmerkung zu Goethe

Im Januar 1802 korrespondiert der in Jena weilende Goethe mit Schiller in Weimar unter anderem über eine Bühnenfassung der >Iphigenie<, die dann am 15. Mai des Jahres im Weimarer Hoftheater zur Aufführung gelangt. Goethes Brief enthält die prominente, immer wieder zitierte, Einschätzung seines Dramas als „ganz verteufelt human“.

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Kraus Schroeter Goethe

Dritte Anmerkung zu Goethe

Goethes >Iphigenie< singt das Hohelied der Humanität. Nichts Geringeres wird im Stück verhandelt als die Abschaffung des Menschenopfers, ein für die Geschichte der Spezies entscheidender Schritt. Goethe datierte ihn ins griechische Altertum.

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Zweite Anmerkung zu Goethe

Oft nehmen Theaterbesucher und Leser die Walpurgisnacht auf dem Blocksberg im ersten Faust lediglich als skurriles Zwischenspiel wahr. Wird aber berücksichtigt, wie sehr dem Dichter an wiederholten Brockenbesteigungen lag, kommen angesichts der beflügelnden Kraft des dort imaginierten Treibens Zweifel auf.

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