Rembrandt als Dramatiker
- Kaminski
- Januar 14, 2020 / 17. Tewet 5780
- Kunst & Architektur
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Rolle und Kostüm
Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt gegenwärtig die
Ausstellung >Inside Rembrandt<, in
deren Zentrum das 1634 gemalte monumentale Bildnis eines Gelehrten aus der
Prager Nationalgalerie dem Betrachter wie die Erscheinung aus einer anderen
Welt begegnet. In geradezu majestätischer Pose sitzt Rembrandts Mann der
Wissenschaft am Schreibtisch. Aus den ungeheuren Stoffmassen des schweren
pelzgefütterten Samtmantels ragt das durchgeistigte, sich dem Betrachter als
Besucher im Studierzimmer zuwendende Haupt, wie um ihn in den Diskurs über jene
Frage einzubinden, die den Gelehrten dringlich beschäftigt und zu deren Lösung
der auf dem Tisch aufgeschlagene Foliant nicht ausreicht. Das Gelehrtenhaupt
trägt eine Kopfbedeckung, die an das Mitznefet der Hohenpriester am Jerusalemer
Tempel erinnert.
Sicher meint das Prager Bildnis weder eine bestimmte
Koryphäe noch ein zeitlich fixierbares Kostüm. Des Wissenschaftlers Antlitz
wird auf einem Tronie beruhen, einem Studienkopf, zu dessen Modell Rembrandt
heute völlig unbekannte Personen nahm, die meist nichts mit der Profession der
Dargestellten zu schaffen hatten, deren Physiognomie der Maler dennoch als
besonders prägnant und geeignet empfand, um in bestimmte Rollen zu schlüpfen. So
aber, wie Rembrandts Gelehrter in seinem Ornat steckt und mit der
priesterlichen Kopfbedeckung, die ihn weihevoll krönt, schritt keine Leuchte der
Wissenschaft jemals einher noch thronte sie in ähnlicher Pracht und
Herrlichkeit in der Studierstube.
Kraft seiner Imagination schuf Rembrandt eine Figur für die
Bühne, die er auf der Staffelei
errichtet hatte. Die theatrale Fiktion ist perfekt. Sein Modell mimt einen Gelehrten.
Das Kostüm ist Produkt waghalsig kombinierender Phantastik. Die sich in dieser
Weise nicht bis zu den tatsächlichen Brettern, die die Welt bedeuten,
erstreckte. Dort wurde im klar definierten Zeitkostüm gespielt. Woran Rembrandt
daher den Betrachter teilnehmen lässt, ist ein Stück und dessen Protagonist,
wie sie allein auf des Malers Leinwand existieren.
Fortsetzung folgt in einem der nächsten Beiträge.