Krapphof-Krimi

Links: Bundesarchiv B 145 Bild-F004180-0008, Ausschnitt Heinz Drache,Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Eine ermittlungstaktische Etüde

Zu Beginn des Jahrtausends wohnte ich auf einem Rittergut im Aachener Land. Der Garten mit jahrhundertealtem und mitunter exotischem Baumbestand war beinahe ein Park. Durch die Wände des Hauses bahnten sich Mäuse ihren Weg. Die eichene Stiege führte ein nächtlich knarzendes Eigenleben. Von allein versteht sich, dass eine Weiße Frau dort umging. Mitunter begegnete sie stumm mit dem Kopf nickend einem längst verblichenen Gutsverwalter, der dann scheu zur Seite sah. Ihrethalben war er einst in den nahen Fluss gegangen. Haus und Park hätten die attraktive Kulisse zu einem jener Kriminalfälle in Schwarzweiß geboten, die in den frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihr Publikum regelrecht von der Straße gefegt hatten. Und auch an einem Haus-Kinski im Schmalspurformat fehlte es auf jenem Rittergut im Aachener-Land nicht.  

Alle Rechte beim Autor: Michael Kaminski 2020

Michael Kaminski
Krapphof-Krimi
Stück in einem Akt

Personen

Fred Bilstock, Physiker
Anastasius Bleihut, Privatgelehrter
Helmfried Kotta, Künstler
Jacqueline Remarque, Fotografin
Edda Scharfenstein, Schamanin

Inspektor
Kriminalassistent

Das Stück spielt auf dem Krapphof, einem ehemaligen Rittergut des westlichsten Deutschland in einer nicht gänzlich präsenten Gegenwart.

1
(Vor Loris´ Gartenatelier.)

Fred: Dort hinten.

Inspektor: Danke. (Hinein.)

Jacqueline: Unwirklich die ganze Situation.

Fred: Höchst wirklich, Liebe, höchst wirklich.

Anastasius: Das große Werk unvollendet. Ein Jammer. Ich fühle Mutter Erde stumm und namenlos leiden.

Edda: Wohin der Neid die Menschen treibt.
Jacqueline: Du glaubst, der Mord hängt mit Loris´ Projekt zusammen?

Fred: Das liegt doch auf der Hand.

Anastasius: Muss denn jedes Verbrechen auf der Hand liegen?

Kriminalassistent: (Tritt auf.) Ich werde jetzt Ihre Personalien aufnehmen. (Zu Anastasius.) Sie heißen?

Anastasius: Anastasius Bleihut. Ich wohne im Herrenhaus.
Kriminalassistent: Ihr Beruf?

Anastasius: Privatgelehrter.

Kriminalassistent: So. Aha. (Zu Jacqueline.) Ihr Name ist …?

Jacqueline: Jacqueline Remarque, Fotografin. Vor allem unbekannte Flugobjekte. Auch ich wohne im Herrenhaus.

Kriminalassistent: (Beim Notieren.) Unbekannte Flugobjekte.

Jacqueline: Meinen Sie, eine Frau dürfe nur Hochzeit, Vater, Mutter, Kind und Tier fotografieren? Ich veröffentliche in führenden Fachzeitschriften.

Kriminalassistent: (Zu Fred.) Nun zu Ihnen.

Fred: Fred Bilstock. Wohnhaft im Herrenhaus. Paralleluniversalist.

Kriminalassistent: Das steht in Ihrer Steuererklärung?

Fred: Dort steht Physiker.

Kriminalassistent: Danke. (Zu Edda.) Nun benötige ich Ihre Angaben.

Edda: Edda Scharfenstein. Ich lebe und praktiziere unter der Ihnen inzwischen hinlänglich wiederholten Adresse.

Kriminalassistent: Sie alle leben im Herrenhaus als Wohngemeinschaft?

Edda: Unser Miteinander verdient, dass man sich zu jener feinstofflichen Ebene aufschwingt, die ihm angemessen ist, aber um Sie nicht zu überfordern, bestätige ich Ihre Schlussfolgerung.

Kriminalassistent: Ihr Beruf?

Edda: Schamanin.

Kriminalassistent: (Beim Notieren.) Schamanin.

Edda: So steht es in meiner Steuererklärung und auf meiner häufig besuchten Seite im Netz.

Kriminalassistent: Gewiss.

Anastasius: Der Ermordete – Loris – arbeitete an einem Werk, das geeignet gewesen wäre, im Kunstbetrieb eine Revolution auszulösen. Ich war bereits mit der publizistischen Vorbereitung dieses die Umwertung aller Werte einleitenden Unternehmens befasst.

Kriminalassistent: Der produktionsästhetische Aspekt war mithin dem wirkungsästhetischen nachgeordnet.

Jacqueline: Wie gut Sie sich auf den Jargon der Kunstwelt verstehen.

Kriminalassistent: Bisweilen begleite ich meine Gattin auf Vernissagen. Mein Jägerlatein ist differenzierter.

Fred: Das Projekt war sein Tod.

Kriminalassistent: Hatte der Ermordete Feinde?

Jacqueline: Nach allem, was Sie hörten, eine müßige Frage. Seine Feinde waren Legion. Sahen Sie je einen Charismatiker wie ihn ohne Feinde?

Kriminalassistent: Ich korrigiere mich. Wer waren seine Feinde?

Kotta: (Eilt hinzu.) Sagt, das ist nicht wahr! Loris tot! Tot.

Anastasius: Zweimal hintereinander sprachst du die Wahrheit. Das kommt selten vor. Selbst sie nur ein einziges Mal zu bekennen, hast du sonst Schwierigkeiten. Besteht doch dein Leben aus nichts als Schutzbehauptungen, mit denen du dich selbst und andere hinters Licht zu führen trachtest.

Jacqueline: Kotta, Loris wurde ermordet.

Edda: (Zum Kriminalassistenten.) Da haben Sie einen seiner Feinde. Helmfried Kotta. Mit uns und dem Opfer überworfen. Daher aus dem Herrenhaus in den Torbau exiliert. Loris und Kotta waren erbitterte Feinde. Loris wohnte im Licht der Erkenntnis, Kotta haust in finsterstem Unverstand. In Loris manifestierte sich die wahre große Kunst, Kotta kam niemals über bloßes Kunstgewerbe hinaus.

Jacqueline: Loris war bedeutend in jeder Hinsicht, Kotta hechelt jedem Trend nach.

Kriminalassistent: Ich danke für die instruktive Vorstellung Ihres Mitbewohners.

Edda: Eines Bewohners.

Kotta: Was versteht denn Ihr vom Wesen der Kunst? Immer ist sie Wettbewerb. Schon bei den alten Griechen war sie es. Der altgriechische Agon! Milet, eine der Metropolen der klassischen Zeit, berief die vier prominentesten Bildhauer der Antike in den Wettstreit. Jeder schuf eine Amazone. Die Originale der vier Kriegerinnen gingen verloren, doch zieren zahlreiche römische Kopien noch heute unsere Museen. Gingen sich die Meister dieser erlesenen Bildwerke ans Leben? Gewiss nicht. Sie schätzten einander und ehrten bei Gelagen die Kollegen mit rühmenden Trinksprüchen. Trotz unserer Konflikte gab es auch zwischen Loris und mir keinen Raum für Kleinlichkeit und Intrige, in uns wirkten agonale Seelenkräfte, die nicht zerstören sondern aufbauen. Energien wie diese stiften nicht zu Mord und Totschlag an, sie huldigen dem Leben und allem Lebendigen.

Edda: Du warst für Loris doch gar nicht satisfaktionsfähig. Er hätte dann auch eine Fliege als Konkurrenz empfinden müssen.

Kriminalassistent: Das Opfer ist seit etwa drei Stunden tot. (Zu Kotta.) Sie können sagen, wo Sie sich zu dieser Zeit aufhielten und Zeugen benennen?

Kotta: Noch vor einer Stunde war ich mit dem Kulturausschuss unseres Stadtrates unten am Fluss. Der Ortstermin galt meiner sozialen Installation „Wasser, Weide, Korb“, die am Flussufer positioniert werden soll. Die Mitglieder des Kulturausschusses befürworten mein Vorhaben einstimmig.

Kriminalassistent: „Wasser, Weide, Korb“. Als Sie Ihr Projekt der Öffentlichkeit vorstellten, las meine Frau mir aus der Zeitung vor. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten die hiesigen Dörfler von der Korbflechterei. Am Flussufer schnitten sie die dazu nötigen Weidenzweige. Das harte Schicksal der Korbflechter ist Ihr gegenwärtiges Thema.

Kotta: In der Tat. Bei der Ausschreibung setzte ich mich gegen manch prominenteren Namen durch.

Ananstasius: Wie überheblich du bist. Und wie provinziell. Brüstest dich, dem Geschmack von Banausen zu willfahren.

Kotta: Auch Loris nahm am Wettbewerb teil.

Edda: Ja, immer wieder gab er auch den größten Ignoranten Gelegenheit, sich aus dem Sumpf der Verächtlichkeit zu ziehen.

Kotta: Ich gewann die Ausschreibung.

Anastasius: Ein klarer Beweis dafür, wes Ungeistes Kind du bist. Hybris, maßlose Überhebung, sich an Loris zu messen. An Loris!

Kotta: Immerhin verzichte ich auf deine Katalogtexte. Ich finde, mindestens das hat Stil.

Kriminalassistent: Meine Herren, bedenken Sie die traurigen Umstände. (Zu Jacqueline.) Was taten Sie zur fraglichen Zeit?

Jacqueline: Den ganzen Nachmittag und Abend sichtete ich Fotostrecken. In letzter Zeit häufen sich die Beobachtungen unbekannter Flugobjekte. Es hat etwas geradezu Demonstratives.

Kriminalassistent: Dafür gibt es Zeugen?

Jacqueline: Meine Fotos. Hören Sie doch zu.

Kriminalassistent: Ich meine für Ihr Alibi.

Jacqueline: Fotostrecken mustern ist ein einsames Geschäft. Ich passe.

Kriminalassistent: (Zu Anastasius.) Wie verbrachten Sie die letzten Stunden?

Anastasius: Wenige Minuten vor diesem aktuellen Tumult hatte ich einen Gast verabschiedet, einen Kollegen, mit dem ich mich regelmäßig über die regionale Hinterlassenschaft der Kelten austausche. Dieser Experte von Graden weilte seit gestern Abend bei mir. Wir konferierten die ganze Nacht hindurch. Ein kühner Gedanke gab dem nächsten die Klinke in die Hand. Als es tagte, war unsere Geisteskraft noch immer unverbraucht. Erst nachdem die Sonne untergegangen war, ließen die Energien nach. Es kam die Zeit zu scheiden.

Kriminalassistent: Verstehe ich recht, Sie erörterten Tag und Nacht Keltenfragen?

Anastasius: Was bedeuten Stunden angesichts tiefster Einsichten!?
Kriminalassistent: Sei dem wie ihm wolle, Ihre Privatgelehrsamkeit gilt demnach der Geschichte?

Anastasius: Die Historie ist Hilfswissenschaft. Ich bin im umfassendsten Sinn Geisteswissenschaftler.

Kriminalassistent: (Zu Fred.) Jetzt sind Sie an der Reihe.

Fred: Edda und ich waren auf dem Feldweg zum nächsten Dorf spazieren. Die Hunde brauchten Auslauf. Wir gingen weiter, als beabsichtigt. Hatten ein langes und gutes Gespräch. Und vergaßen die Zeit.

Kriminalassistent: Es wäre günstig, wenn Sie jemand gesehen hätte.
Edda: Der Traktor vom Nachbarhof kam uns entgegen. Später liefen zwei Dorfkinder an uns vorbei. Auf der Bank unter dem Wegkreuz saß der Kaplan und gab zu lesen vor. Er übersah uns nur zu gern. Hochwürden sind hochnäsig .

Kriminalassistent: Erst einmal sind Sie entlassen. Gehen Sie aber nicht zu Bett, sondern halten Sie sich zu unserer Verfügung. Wir kommen auf Sie zurück. Auf Sie alle.

2
(Im Gartenatelier.)

Inspektor: Merkwürdige Leute.

Kriminalassistent: Merkwürdigkeit allein ist kein Mordmotiv.

Inspektor: Sie sagen es.

Kriminalassistent: Cui bono? Zu wessen Vorteil geschah die Tat?

Inspektor: Auch wenn es plakativ wirkt und sich nach Vorurteil anhört, sollten wir uns zunächst mit dem Künstlerzwist beschäftigen.
Kriminalassistent: Sie wissen, meine Frau ist eine große Freundin zeitgenössischer Kunst. Je gewagter desto besser. Ich muss mir da viel anhören. Aber sie duldet schließlich auch meine Jagdtrophäen an der Wand.

Inspektor: Worauf wollen Sie hinaus?

Kriminalassistent: Der Name Helmfried Kotta ist mir geläufig. Der Mann genießt einen Ruf in der Gegend. Für die Leute hier ist er der Inbegriff von Avantgarde. Das Kreismuseum stellt ihn aus und kauft auch Werke an. Mit seiner Installation >Atom, Kraft, Rückbau< hat er es auf die Kasseler Documenta gebracht. Ein beinahe metropolitanes Museum erwägt, sie zu erwerben.

Inspektor: Gnädig schließen Sie eine meiner Bildungslücken. Und das Opfer, Loris Maybach? Was wissen Sie über ihn?

Kriminalassistent: Das eben ist es, nichts. Der Name ist mir völlig unbekannt.

Inspektor: Möglich, Maybach entspricht einfach nicht dem Geschmack Ihrer Frau.

Kriminalassistent: Das künstlerische Interesse meiner Frau ist breit gefächert.

Inspektor: Ich hatte nicht die Absicht …

Kriminalassistent: Auf dem Weg durch den Garten rief ich sie an. Von Loris Maybach hörte meine Frau noch nie. Auch die üblichen Informationsquellen im Netz schweigen.

Inspektor: Doch macht man hier großes Wesen um ihn. Das Missverhältnis gehört aufgeklärt.

Kriminalassistent: Ich schlage vor, wir sehen uns erst einmal das Kunstwerk an.

Anastasius: (Eilt hinzu.) Des Meisters Vermächtnis … ! Sehen Sie mich in heftigster Sorge. Nachdem Loris uns auf so fürchterliche Weise geraubt wurde, besteht das einzige, was wir für ihn tun können, was wir ihm regelrecht schulden, darin, dafür zu sorgen, dass der Genius in seinem Werk fortlebt, in seinem unverwundeten, unbeschädigten, unbeleidigten Werk. Deshalb gestatten Sie mir einige konservatorische Hinweise. Am besten wir in nehmen das monumentum creatoris magnificae in Augenschein.

Kriminalassistent: Sagen Sie, wie kommt es, dass der von Ihnen hoch Verehrte im Kunstbetrieb nicht recht reüssiert hat?

Anastasius: Kunstbetrieb? Was Kunstbetrieb?

Kriminalinspektor: Nichts ist von oder über ihn veröffentlicht. Es finden sich keine Ausstellungen, keine Kataloge.

Anastasius: Ausstellungen? Auf dass sein Werk von unrein-sensationsgeilen Blicken entweiht werde?! Kataloge? Die über das Wesen von Loris‘ Kunst in gefälligem Jargon hinwegschwadronieren?! Nein, dazu war sich der Meister zu schade. Prostitution lag ihm fern. Loris schuf für Eingeweihte. Allein ihnen durfte ein auserwählter Interpret die Werke des Meisters deuten. Loris berief mich zu seinem Deuter. Und indem ich dieses hehren Amtes walte, sage ich Ihnen, Sie lassen den Rang eines Künstlers von sehr zweifelhaften Kriterien abhängen. Oh, ich wünschte, Sie hätten Loris gekannt.

Inspektor: Nun leider unmöglich. Der Tote war also ein Künstler, der sich der großen Öffentlichkeit vorenthielt. Der sich mit einem kleinen Kreis von Vertrauten begnügte.

Anastasius: Sie sagen es. Die Gemeinschaft dieses Hauses war ihm alles. Wir verstanden ihn. Denn er initiierte uns in sein Wissen.

Kriminalassistent: Welches Wissen?

Anastasius: Die wahre große Kunst. Die allüberall das All durchwaltet. Loris empfand die Harmonie der Sphären. Die Schwingungen der Gestirne.

Kriminalassistent: Glauben Sie uns, wir respektieren Ihre Sorge, dennoch müssen wir Sie bitten … Kurz, die Spurensicherung versteht ihr Geschäft.

Anastasius: Aber die Schwingungen! Die Schwingungen, die von diesem unschätzbaren Werk ausgehen. Diese Empfindlichkeit.

Ein Seismograph des kosmischen Ordnung, Astral-Plastik schlechthin.
Inspektor: Es wird Zeit, die Skulptur …

Kriminalassistent: Wohl eher Installation.

Inspektor: Die Installation einmal näher anzusehen.

Anastasius: Sehen? Oh nein, wir mögen zum Sehen geboren sein, doch sind wir zum Schauen bestellt.

Inspektor: (Zu Anastasius.) Bislang hatte ich keine Gelegenheit, das Kunstwerk in Augenschein zu nehmen. Für Ihr Engagement und Ihren guten Willen, unsere Arbeit zu unterstützen, danke ich Ihnen. Jetzt aber darf ich Sie bitten, unsere Ermittlungen zu fördern, indem Sie ins Haus gehen.

Anastasius: Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.

Kriminalassistent: Wir sind uns völlig im Klaren.

Anastasisus: Ja dann, ich sage >auf bald<.

Inspektor: Gewiss.

(Inspektor und Assistent hinter den Vorhang, der das Kunstwerk abschirmt. Schweigen. Nach einer Weile kommen die beiden wieder hervor.)

Inspektor: Sie sind der Kenner. Sagen Sie etwas.

Kriminalassistent: Wenn man dem irgend Bedeutung abgewinnen muss, sage ich: der Omphalos.

Inspektor: Ich grabe in meinem Altgriechisch.

Kriminalassistent: Der Nabel der Welt. Wie die Griechen glaubten.

Inspektor: Der Nabel der Welt.

Kriminalassistent: So wähnten die Griechen.

Inspektor: Sehen Sie es mir nach, wir blickten in ein gewöhnliches Loch.

Kriminalassistent: Umkränzt mit Lorbeerzweigen. Darüber ein Dreifuß.

Inspektor: Dreifuß? Diese Gestell aus Schrott?

Kriminalassistent: Der Lorbeer war der Baum Apolls. Das Loch ist Omphalos, der Nabel der Welt. Der Apoll gebar.

Inspektor: Dieser Ort der Nabel der Welt?

Kriminalassistent: Zweifellos sah es der Ermordete so. Über Loch und Lorbeer erhebt sich der Dreifuß, auf dem das Orakel Apollons thronte.

Inspektor: Sie reden von Delphi und der ewig bekifften Pythia.

Kriminalassistent: Loris Maybach unterstellte, dass die Griechen irrten. Den Omphalos lokalisierte er hier vor Ort.

Inspektor: Der Mann gräbt ein Loch, legt Lorbeer drumherum. Behauptet, das sei der Nabel der Welt.

Kriminalassistent: Es sieht ganz danach aus.

Inspektor: In diesem Fall lässt sich Gleiches von jeder beliebigen Stelle auf der weiten Erde behaupten.

Edda: (Tritt auf.)Mit Sicherheit nicht.

Kriminalassistent: Sie stören unsere Ermittlungen.

Edda: Wenn Sie bereits über die Bedeutung dieses Ortes im Irrtum sind, wie wollen Sie dann zielführend recherchieren?

Inspektor: Da Sie einmal hier sind, klären Sie uns auf.

Edda: Der Fleck, auf dem Gut und Garten stehen, ist ein ganz besonderer Kraftort. Mutter Erde zeigt sich zugänglich wie selten. Exakt auf diesem Punkt wurden wir versammelt, unseres Auftrags zu harren. Wer hier wohnt, ist sich dessen bewusst. Oder war es mindestens. Einer vergaß.

Kriminalassistent: Der Vergessliche ist Helmfried Kotta.

Edda: Helmfried Kotta.

Inspektor: Keine Übereilung. Ich bitte Sie, laienverständlich zu erklären, was dieser nicht reizlose aber auch nicht eben spektakuläre Ort anderen voraus hat. Gewiss, jedes historische Gemäuer besitzt seinen eigenen Reiz ….

Edda: Nur Eingeweihte fühlen die tieferen Bewandtnisse heiligen Bodens.

Inspektor: Wenn es um Mord geht, verlangt die Polizei immer nach Einweihung.

Edda: Ich rede. Nur fürchte ich, Sie begreifen kein Wort. Sie sind nicht bereit, sich diesen Wirkungen und Kräften zu öffnen.

Kriminalassistent: Überlassen Sie das uns.

Edda: Hinter der Biegung des Flusses liegt auf schwerer Erde das Gut von Alters her. Heller scheinen über ihm die Sterne, grüner leuchten die Blätter der Bäume. Seit Jahrhunderten wurzeln sie in der kräftigen Erde. Jeder von uns war Durchreisender. Der eine wanderte nächtlich zu einem heiligen Mann, die andere war auf der Suche nach einer weisen Frau. Dieser fuhr banal zu banalem Zweck mit dem Auto vorbei, jener überflog den Hof mit einem Sportflugzeug. Ich saß auf dem Motorrad. Unter Sternen und bei von den Plejaden niederströmenden Meteoren sollten mir frische Gedanken zufallen. Wir alle streiften den Hof in selbiger Nacht. Damals einander unbekannt. Doch führte eine höhere Energie uns zusammen. Auf einem Kongress für Phänomene, die das Gewöhnliche übersteigen, gerieten wir einer zum anderen. Der Hof stand leer. Wir mieteten ihn an. Hier ist Zusammenkommen in Wahrheit und Erleuchtung. Die Zeichen sind deutlich. Bald erfahren wir unseren konkreten Auftrag.

Inspektor: So viel habe ich nun dem, was Sie und Ihre Mitbewohner ausführten, entnommen, dass ich alle Bewohner dieses Hauses bitte, sich Schlag zwölf im Kaminzimmer einzufinden. (Zum Kriminalassistenten.) Bitte veranlassen Sie das.

3
(Helmfried Kottas Werkstatt im Dachgeschoss des Torbaus.)

Fred: Augenscheinlich beabsichtigt der Inspektor sein Meisterstück. Filmreif inszeniert.

Kotta: Wohl kommt dabei eher ein flotter Einakter heraus.
Fred: Meinethalben auch der.

Kotta: Mir liegt an zügiger Aufklärung. Geschieht sie noch in dieser Nacht, desto besser.

Fred: Du redest wie im Hochgefühl der Unschuld.

Kotta: Unschuld? Eher eine Frage des Stils. Mich widert das Abgeschmackte. Ich weigere mich, die Klischeevorstellung von der Künstlerintrige mit tödlichem Ausgang zu bedienen. Schon deshalb hätte ich Loris nicht ermordet.

Fred: Ob du Hand an ihn legtest oder nicht, in jedem Fall lastet auf dir die Hauptverantwortung. Das sage ich als jemand, der dein Freund war. Als jemand, der dir trotz aller Vorkommnisse noch immer gewogen ist.

Kotta: Du trugst mir Freundschaft an. Die ich ausschlug.

Fred: Nur zu, verletze mich.

Kotta: Weshalb kamst du?

Fred: Das finstere Ereignis dieser Nacht lässt uns noch einmal mit der nachdrücklichen Aufforderung an dich herantreten, dieses Haus endlich zu verlassen.

Kotta: Unter gewissen Umständen findet Ihr mich bereit. Alles kommt darauf an, ob die Kriminalisten erfolgreich ermitteln.

Fred: Dein Starrsinn richtet dich. Wir hoffen und bündeln unsere Kräfte meditierend, um dem Inspektor beizustehen, dich zu überführen. Wissen wir doch, wie perfide du bist. Und mit wem im Bund.

Kotta: Am klügsten aber wäre ich, wenn ich auszöge?

Fred: Gewiss, das wäre am ratsamsten.

Kotta: Bist du sicher?

Fred: Du weißt, wir müssen unserem Ruf folgen.

Kotta: Ich dem meinen etwa nicht?

Fred: Dein Ruf? Ich weiß nur: Unser aller Berufung, du hast sie verraten.

Kotta: Du scheinst mich besser zu kennen als ich mich selbst.

Fred: Dazu gehört nicht viel. Es ist offensichtlich.

Kotta: Offensichtlich.

Fred: Am hellichten Tag.

Kotta: Woran also erkennst du meinen Verrat?

Fred: Du siehst auf uns herab.

Kotta: So zwergenhaft denkt und empfindet Ihr? Nimmt die Schrumpfung denn gar kein ein Ende? Wollt Ihr zertreten sein? Ich weigere mich. Nachsicht üben soll eine Tugend sein. So bin ich denn unnachsichtig. Ich lasse euch leben.

Fred: Du verachtest in der Larve guten Willens. Sie quillt über von Geifer. Ich möchte kotzen.

Kotta: Ich vertrete meinen Standpunkt, Ihr den Euren.

Fred: Diese Ausschließlichkeit! Welche Erniedrigung, wenn du uns entgegenkämest, uns anerkennen und eingestehen würdest: „Auch Ihr seid in der Wahrheit. Alle unsere Auffassungen sind aufgehoben im großen Einen.“

Kotta: So einen Quark soll ich sagen?

Fred: Dann endlich wird Friede herrschen.

Kotta: Ein Friede, der zu rein gar nichts taugt.

Fred: Mit dir ist kein Reden.

Kotta: Die immer gleiche Leier. Versuchs einmal auf andere Weise.

Fred: Sei der Mörder. Das ist die Lösung für uns alle. Du gehst für einige Jahre hinter Gitter. Kommst zur Besinnung. Wir anderen dürfen dann endlich handeln, wie uns aufgetragen ist.

Kotta: Eure sämtlichen Aufträge tragen Euch selbst auf.

Fred: Kotta, du bist …

Kotta: Wir uns einig.

(Von der Turmuhr schlägt es viertel vor zwölf.)

Fred: Der Fall wird nun sehr bald gelöst.

Kotta: Ich wiederhole, hoffentlich.

Fred: Der Inspektor ist mehr, als er scheint.

Kotta: Sicher.

Fred: Nicht nur ich gehe davon aus, er ist einer der Gesandten.

Kotta: Gratuliere.

Fred: Er steht in der Liebe und im Licht. Mit ihm wird sich die Große Mutter Erde vermählen. – Und dir wird er das Handwerk legen.

Kotta: Zweifellos.

Fred: Ich gehe.

Kotta: Ich muss etwas zu Ende bringen. Dann komme ich nach.

Fred: Nicht einen unserer Wege beschreiten wir gemeinsam.

Kotta: Du sagst es.

4
(Kaminzimmer. Die Turmuhr schlägt zwölf.)

Kriminalassistent: Schön, sämtliche Bewohner sind anwesend. Der Inspektor wird gleich hier sein.

Jacqueline: Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr wir ihn erwarten.

Inspektor: (Betritt den Raum.) Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu so später Stunde hier eingefunden haben.

Anastasius: Für die Gesandten halten wir uns immer bereit.

Inspektor: Sehen Sie das ganz nach Ihrer Fasson. Danke aber für das freundliche Entgegenkommen, entnehme ich doch Ihrem Wort die Bereitschaft, offen mit uns zu reden.

Edda: Erst mussten wir sicher gehen. Aus lauter Wohlwollen gewinnt man leicht einen falschen Eindruck. Doch nun sind wir im Bild.

Inspektor: Jedenfalls freut mich dieser Wille zur Kooperation.

Kriminalassistent: Die Installation des Ermordeten im Garten, ich gehe davon aus, sie soll den Omphalos, den Nabel der Welt, symbolisieren.

Jacqueline: Symbolisieren?

Anastasius: Symbolisieren?

Kriminalassistent: Etwa nicht?

Fred: Symbol, in diesem Zusammenhang ein befremdlicher Begriff. Und dann auch noch von Ihrer Seite ins Spiel gebracht.

Kriminalassistent: Ich rede vom Omphalos, dem Nabel der Welt.

Jacqueline: Wir sprechen von nichts anderem.

Inspektor: Schön, wenigstens in dieser Hinsicht besteht Einmütigkeit.

Kriminalassistent: Wenn ich Sie richtig verstehe, herrscht bei Ihnen allseits Abneigung gegen den Symbolbegriff. Bitte erklären Sie das.

Anastasius: Im Zusammenhang mit dem Omphalos lehnen wir ihn kategorisch ab.

Fred: Ein Symbol ist das Uneigentliche, das bloße Zeichen.

Anastasius: Loris war ganz Mensch der Eigentlichkeit.

Jacqueline: Wie wir alle.

Inspektor: Sie wollen sagen …

Edda: Wir sind am Ort des Omphalos. Hier ist der Nabel der Welt. Sie wissen es längst.

Inspektor: Ich wüsste … ?

Edda: Wer, wenn nicht Sie.

Anastasius: Gut, wir sind im Examen. Sie prüfen uns. Unter den obwaltenden Umständen allzu verständlich. Nur zu oft werden Sie unsicheren Kantonisten begegnet sein.

Jacqueline: Gern stellen wir unsere Vertrauenswürdigkeit unter Beweis.
Edda: Zwar glaubte ich, Sie beobachten uns schon lange …

Anastasius: Beobachtung, Gott ja, doch irgendwann ist immer einmal Abschlussprüfung.

Kriminalassistent: Worauf wollen Sie hinaus?

Inspektor: Mir scheint, wir reden aneinander vorbei.

Kotta: In der Tat, meine Lieben, Ihr solltet den Inspektor aufklären.

Anastasius: Unwürdiger, wie darfst du wagen …!

Kotta: Es herrscht gewaltiges Missverständnis. Mit meiner Ausnahme, Herr Inspektor, hält man Sie für einen Gesandten der Außerirdischen. Bekennt Euch, Ihr Mitwohnenden, findet Euren Glauben bestätigt. Oder enttäuscht. Sprecht offen. Doch Ihr zagt. Ihr fürchtet, der Inspektor könne ein gewöhnlicher Kriminalbeamter sein. Kleingläubige!

Kriminalassistent: Starker Tobak.

Kotta: Er ist nicht Euer Messias. Er verhört. Es geht um Mord.

Inspektor: Wahrhaftig, ich ermittle in einer Mordsache. Verehrte Anwesende, Sie befinden sich in einem Verhör. Ich suche einen Mörder. Sie sind verdächtig, allesamt.

Anastasius: (Zu den Mitbewohnern.) Die Gesandten dürfen größten Freimut erwarten. Wie lange harrten wir ihrer? Und jetzt liefern wir ein Jammerspiel.

Inspektor: Höchste Zeit, Ihren Willen zur Kooperation nicht allein mit den Lippen zu bekennen, sondern durch sachdienliche Hinweise.

(Kriminalassistent blickt den Inspektor an. Dieser tauscht mit seinem Untergebenen einen diskret verstehenden Blick.)

Kriminalassistent: Sie wissen, wer wir sind. Jetzt ist es an Ihnen, die Angelegenheit nach Kräften zu fördern.

Inspektor: Loris Maybach starb am Nabel der Welt. Ein besonderer Tod.

Jacqueline: Sie sagen es.

Inspektor: Beinahe eine Auszeichnung.

Anastasius: Der Gedanke ist nicht völlig abwegig.

Kriminalassistent: Die bevorzugte Wohnlage am Nabel der Welt hat möglicherweise ihren Preis.

Edda: Jede wirkliche Berufung verlangt Opfer.

Fred: Der Feind wirkt in Freundeslarve. Er rafft meuchlings.

Inspektor: Sie alle verdächtigen Helmfried Kotta. Den ich frage, ob er uns die ganze Wahrheit gesagt hat.

Kotta: Ihre Spurensicherung wird im Gesicht des Ermordeten Reste von Fett und Ton entdeckt haben.

Kriminalassistent: In der Tat.

Kotta: Wahr ist, ich habe Loris Maybach nicht ermordet. Mein Alibi ist wasserdicht. Ebenso wahr ist: Wir waren zu einer Aussprache in seinem Atelier verabredet. Ich fand seine Leiche. Da beschloss ich ihm, dem einstigen Freund, die letzte Ehre zu erweisen. Ich nahm seine Totenmaske ab.

Inspektor: Ich danke Ihnen für diese Aussage.

Kriminalassistent: Herr Kotta verabschiedete sich aus dem Kreis der Verdächtigen.

Jacqueline: So viele Jahre warteten wir. Von der Welt verkannt. In Treue fest. Jetzt kommt alles ganz anders als gedacht.

Inspektor: Wunsch und Tatsachen entsprechen selten einander.

Edda: Weshalb aber nach langer Zeit des Hoffens diese harte Prüfung?

Jacqueline: Unfassbar, die Gesandten lassen den Abtrünnigen in ihrem hellen Glanz aufstrahlen.

Fred: Wir aber sind beschämt.

Anastasius: Wer auserwählt ist, muss viel leiden.

Edda: Kotta auserwählt?! Der unter Untreuen Treuloseste. Litt er wie wir? Litt er mit uns? Zu keiner Zeit. Niemals.

Anastasius: Erinnert Euch! Dies ist die härteste, die strengste, aber auch die letzte der Prüfungen. Bald enthüllt sich die ganze Wahrheit. Die jetzt scheinbar verkehrte Welt, sie wird auf die Füße gestellt. Bedenkt, die Gesandten würdigen uns ihrer Gegenwart.

Inspektor: Ich biete eine Hypothese an. Einer oder eine von Ihnen belauscht – ob mit Willen oder zufällig, bleibt sich gleich – die Verabredung von Helmfried Kotta und Loris Maybach zu einem Treffen in Maybachs Gartenatelier. Schlimmes stand an, Versöhnung. Denn in der Aussprache, so der Gedankengang des Lauschers oder dessen, dem oder der das Gespräch berichtet wurde, im Wiederaufleben der Freundschaft wäre Loris Maybach, das spirituelle Haupt der Gemeinschaft, zum fürchterlichsten aller Verräter geworden. Der Vordenker zum Abtrünnigen. Die Gefahr übertrug sich in das Atmosphärische, sie wurde ruchbar in jedem Winkel von Haus und Garten. Wie auch kann es anders sein an einem Ort, der bloße Befindlichkeiten so ungeheuer verstärkt, dass sich seine Bewohner am Nabel der Welt wähnen? Loris Maybach musste fallen, Kotta moralisch vernichtet werden. War doch er der eigentliche Übeltäter. Und der Tod für ihn allzu glimpfliche Strafe. Kotta sollte sich vor dem vollständigen und unumkehrbaren Sieg der Eingeweihten, der Ankunft der Gesandten, bei lebendigem Geist und Leib, aber hinter Gittern entsetzen. Die Gesandten würden dann nach Belieben mit ihm verfahren und ihn einer höheren Gerichtsbarkeit überantworten.

Kriminalassistent: Wer von Ihnen sich als Lauscher zu

erkennen gibt, wird den schlimmsten Verdacht von sich lenken.

Jacqueline: Ich gebe zu, ich war Zeugin der Verabredung. Ein Gespräch zwischen Loris und Kotta. Sehr ungewöhnlich. Ich bekam es wie von ungefähr mit. Rasch hörte ich mit Absicht zu. Denn was die beiden sprachen, war von solcher Bedeutung, dass ich es an alle Mitbewohner weitergab.

Fred: Meinst du nun im Ernst, dich entlastet zu haben?

Anastasius: Das Examen schließt. Mit der Frage, ob wir uns entzweien lassen. Oder bedingungslos zu unserem Ruf und unserer Aufgabe stehen.

Jacqueline: Ich sagte, was ich weiß. Ich fühle mich erleichtert.

Edda: Kind, du bist einer List aufgesessen. Gehen wir einmal für einen Augenblick davon aus, dass hier leibhaftige Polizeibeamte vor uns stehen und nicht etwa die Gesandten. Dann haben sie ihr Wissen nun beträchtlich erweitert, ohne dass du aus dem Spiel wärest.

Fred: Die Arme hat kein Alibi. Also prostituiert sie sich ein wenig der Polizei.

Kriminalassistent: Frau Scharfenstein, Sie gaben an, zur Tatzeit tiefschürfend mit Fred Bilstock dialogisert zu haben. Darf man die Vermutung, dass sich hier zwei Verdächtige mit einem Alibi ausstatten, ganz abwegig nennen?

Fred: Die Stimmung wird frivol. (Zu Edda.) Liebste, waren wir tatsächlich „beieinander und auf dem Felde“? Sahst und sprachst du mich? Sprach und sah ich dich? Heckten wir gemeinsam ein Verbrechen aus? Schritten wir zu Taten?

Inspektor: Bitte sehen Sie es mir nach, aber frivole Gedankenexperimente zum besten geben und dann tatsächlich auch der Mörder zu sein oder sein Spießgeselle, dazu fehlen Ihnen die Nerven. Mit Ihren Gedankenspielchen entlasten Sie sich. Sie waren spazieren. Mit Frau Scharfenstein.

Anastasius: Gesandte, ich brenne freudvoll in der Mitte Eurer Zuwendung! Ich danke Euch. Obschon, die maßlose Überraschung … Für mich Unwürdigen.

Inspektor: Nicht so bescheiden. Demut steht Ihnen nicht zu Gesicht. Sie hofften auf Entdeckung und Würdigung der Tat.

Anastasius: Kotta, der Versucher in seiner hässlichsten Gestalt. Er machte sich an Loris heran! Mit den perfidesten Waffen, Versöhnung und Freundschaft. Ich musste einschreiten. Ich wurde … Sie sind die Gesandten. Sie verstehen mich.

Inspektor: Verständnis. Ich habe vieles zu verstehen gelernt. Erwarten Sie aber nicht, dass ich Verständnis und Billigung verwechsle.

Anastasius: Höhere Gerechtigkeit!

Kriminalassistent: (Legt ihm Handschellen an.) Erst einmal Gerechtigkeit. (Führt ihn ab.)

Edda: Der Nabel der Welt. Mit Blut besudelt.

Kotta: Ihr habt Euren Willen, ich bleibe keinen Tag länger.

Fred: Gleichgültig ob du gehst oder bleibst, du siehst uns in voller Auflösung. Gratulation.

Jacqueline: Das Haus ist ein alter Kasten. Die Sterne leuchten nicht heller als andernorts.

Inspektor: Und ich bin von der Polizei.

Edda: Was Sie nicht sagen.

(Vorhang.)

Alle Rechte beim Autor: Michael Kaminski 2020

One Reply to “Krapphof-Krimi”

  • Karl Herbst

    Erinnere mich noch gut an einen 16mm Kinoabend mit „Der grüne Bogenschütze“ im Saal eines schlossähnlichen Pflegeheims im Münsterland. Wenn die Schattenspiele auf der Leinwand denen im nächtlichen Gebäude entsprechen, ist das wirkmächtiger als jedes Dolby Surround…

Kommentar schreiben